Wo liegt denn eigentlich Kinshasa? Die europäische Wahrnehmung der Megastadt mit mehr als 12 Millionen Einwohnern wird durch das medial vermittelte Afrika-Bild weitgehend von Klischees bestimmt und als „unterentwickelter“ Krisenherd gesehen. Dieses Video ist einer der vielen Beweise, dass die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo mehr zu bieten hat.
Die Comicszene in Kinshasa ist sehr vielfältig, wie Thembo Kash und Santa in diesem Video zeigen. Da es keine offizielle Ausbildung oder Studium zum Karikaturisten, Comic- oder Pressezeichner*in gibt, sind die meisten Comic-Künstler*innen Autodidakten und entwickeln das Medium jede*r auf seine/ihre Art. Dadurch entstehen ungewöhnliche Biografien, interessante Kollaborationen und unabhängige Organisationen und Strukturen, die für die Comicszene und ihre Entwicklung sehr wichtig sind. Da es an offiziellen Institutionen und etablierten Produktionshäusern fehlt, organisieren sich die Künstler*innen oft selbst in eigenen Strukturen, sind zur gleichen Zeit Produzent*innen, Szenarist*innen, Zeichner*innen und Herausgeber*innen. Gleichzeitig entstehen internationale Kollaborationen wie zwischen Thembo Kash und verschiedenen europäischen Szenaristen und Herausgebern.
Thembo Kash gibt in diesem Video einen Einblick in seinen Lebenslauf, wie er über Umwege zum Presse-Karikaturisten geworden ist, welche Strukturen und Organisationen die kongolesische Kunstszene aus seiner Sicht geprägt haben und in welchem Stil er am liebsten zeichnet – mit freien Formen der Karikatur, die ihm eine Geschwindigkeit und Freiheit beim Zeichnen erlauben. Er zeigt uns anhand einer Live-Zeichnung, wie er dabei vorgeht.
Santa Kakese lässt uns an einem öffentlichen Experiment teilhaben. An einer Straßenecke in Lingwala, Kinshasa, karikiert sie freiwillige Passanten, die sich begeistert an dem Experiment beteiligen. Diese Arbeitsweise im öffentlichen Raum hat Santa entwickelt, um einer breiten Bevölkerungsschicht die kulturelle Teilhabe zu ermöglichen und direkt mit dem Publikum interagieren zu können. Das Video zeigt, dass dieses Engagement der Künstlerin von ihrem Publikum sehr positiv, interessiert und neugierig aufgenommen wird, und fertige Karikaturen nicht selten zur allgemeinen Erheiterung beitragen.