“Die Rückkehr von Alphonse Madiba dit Daudet ist eine Serie von zwei Comics, bald drei, über die Abenteuer von Alphonse Madiba, einem balafonischen ewigen Studenten, der aus Frankreich vertrieben wurde und dessen einziger Traum es ist, dorthin zurückzukehren.” (Al’Mata)
Der Anti-Held dieser Geschichte, Alphonse Madiba, wird mit allen möglichen Schwierigkeiten konfrontiert, die ein Leben als Einwanderer in Frankreich mit sich bringt: ein unaufhörlich immer wieder begonnenes und gescheitertes Studium, eine gescheiterten Integration und ein Leben voller Betrug und Täuschung
Der Künstler Al’Mata beschreibt sein Werk und die Ursprünge der Geschichte:
DIE IDEE HINTER DER MADIBA-REIHE
Le retour d’Alphonse Madiba dit Daudet ist eine Serie von zwei Comics, demnächst drei, über die Abenteuer von Alphonse Madiba, einem ewigen balafonischen Studenten, der aus Frankreich vertrieben wurde und dessen einziger Traum es ist, dorthin zurückzukehren. Denn er ist sich sicher, dass sich ein gutes Leben dadurch auszeichnet, dass es sich ausschließlich im Schatten des Eiffelturms abspielt und man die Abenteuer von Tartarin de Tarascon mit den schönen Pariserinnen liest, die selbstverständlich blond sind …
Die Ursprungsidee für die Serie (die Geschichte eines afrikanischen Einwanderers, der aus Frankreich vertrieben wurde zu erzählen) entstand aus Gesprächen zwischen Christophe Edimo, einem kamerunischen Drehbuchautor und begeisterten Leser der Abenteuer von Asterix und Obelix, und Al’Mata, einem kongolesischen humoristischen Cartoonisten. Edimo und Al’Mata beschlossen, einen Helden zu erschaffen, der sowohl vom Pech verfolgt wird als auch komisch ist. Und sie nutzen die Komik der Wiederholung: Alphonse Madibas Emigrationsversuche müssen wiederholt scheitern, aber sie müssen auch zum Lachen bringen. Auch die Figuren um den Helden herum, ob afrikanisch oder europäisch, sollen die Leser:innen zum Lachen bringen.
Im Laufe seiner Abenteuer tritt Alphonse Madiba, genannt Daudet, schließlich als eine sicherlich schräge, aber auch sehr moderne Figur auf, denn obwohl er aus dem Balafon stammt, fühlt er sich so Französisch, dass er sich die Freiheit nimmt, die Franzosen zu kritisieren, die in seinen Augen nicht französisch genug sind. Alphonse Madiba hat sich für die Kultur entschieden, und er wählt, wo er leben will: in Frankreich und in Paris!
Alphonse Madiba ist nicht naiv: Er weiß, dass die Behörden oder die öffentliche Einwanderungspolitik sich gegen dieses schöne Projekt stellen. Also gibt er sich einfallsreich und gerissen, um den Widrigkeiten zu trotzen, die in den Ministerien Frankreichs und der Balafonie entstanden sind.
Geopolitik, die Ausbeutung Afrikas durch Frankreich, Neokolonialismus? All dies sind nicht die Probleme von Alphonse Madiba, der sein Leben dort leben will, wo er es beschlossen hat: in Paris! In diesem Sinne ist Alphonse Madiba, ohne es zu wollen, eine Art komischer Frankenstein, geschaffen von dem Frankreich, das ihn nicht mehr will.
DIE KONSTRUKTION DER CHARAKTERE VON ALPHONSE MADIBA GENANNT DAUDET
Gibt es Alphonse Madiba genannt Daudet? „Ja“, sagt Christophe Ngalle Edimo, der Szenarist. „Wir haben ihn getroffen! Was mich betrifft, so habe ich ihn zweimal getroffen. Einmal, als Kind, in Douala, der wirtschaftlichen Hauptstadt Kameruns. Ein gewisser Alphonse Madiba, ein Bewohner des Deido-Viertels in Douala, hatte sich den Spitznamen Alphonse Daudet verdient, weil er regelmäßig die Abenteuer des Tartarin de Tarascon (eine Romanfigur des französischen Schriftstellers Alphonse Daudet) las und vortrug. Dieser beunruhigende Herr pflegte offensichtlich eine seltsame Liebe zu Frankreich. Ich war zu klein und zu schüchtern, um ihn nach seiner Leidenschaft für die französische Sprache zu fragen, die er öffentlich teilte. Später, an der Universität von Yaoundé, hatte ich einen jungen Mann unter meinen Kommilitonen, der den Spitznamen “Der Franzose” trug. Dieser Student eignete sich einen raffinierten Akzent an, wie man ihn aus alten französischen Filmen kennt, kleidete sich adrett und sprach ständig von Frankreich, wo er noch nie gewesen war.“
Alphonse Madiba dit Daudet existiert exemplarisch in ganz Zentralafrika. Sie sind sicherlich in den SAPEURS-Gesellschaften (Mitglieder der SAPE: Société des Ambianceurs et des personnes Élégantes) in Brazzaville und Kinshasa aufzufinden.
BALAFONIA, EINE DIKTATUR, DIE VOM LAND DER MENSCHENRECHTE UNTERSTÜTZT WIRD
Alphonse Madiba, ein Liebhaber der französischen Kultur und Verehrer von Alphonse Daudet, ist balafonesischer Nationalität: Er stammt aus der Balafonie, einem imaginären Land, das entweder Kamerun, Kongo DRC, Kongo Brazzaville oder Gabun sein könnte. Die Balafonie ist eine französischsprachige Diktatur, die von Paris unterstützt wird. Ihre Bewohner sind entweder Räuber (Minister, Polizisten, korrupte Leute usw.) oder Opfer. Opfer, die sich, um nicht in eine Depression zu verfallen, zusammentun, indem sie sich in ihrer Lieblingskneipe treffen, um sich unbeschwerte Geschichten zu erzählen: keine politischen Äußerungen, kein Wunsch nach Konfrontation mit der Diktatur, keine Lust, die Behörden und ihre mächtigen Franzosen zu provozieren. Aber wenn sie von der lauernden Depression eingeholt werden, entwickeln die Balafonier:innen ein anderes Ansinnen: das Land zu verlassen, um nach Frankreich zu gehen.
Viele Leser:innen fragen sich, warum Madiba um jeden Preis nach Frankreich kommen wollte. Leser:innen, die in Afrika leben, haben viele Menschen getroffen, die bereit sind, Afrika um jeden Preis zu verlassen. Dies ist traurigerweise eine alltägliche Situation. Madiba gehört zur aktuellen Realität in Afrika. Etwas weniger gewöhnlich, (aber dennoch existent) ist der Grund für Madibas Abreise: Die Person, die sich als Franzose fühlt, möchte in Frankreich leben, einem Land, in dem er glücklich war und in dem er es wieder sein wird, wenn er Dusel hat.
Der Grund für seine Immigration ist weder wirtschaftlicher Natur, noch hängt sie mit Verfolgung oder einem klimatischen Problem zusammen. Madiba will auswandern, um in dem Land zu leben, das er sich ausgesucht hat, umgeben von Käse, Wein … und im Schatten des Eiffelturms. Madiba wird niemals aufgeben, und er wird weiterhin die Energie haben, es erneut zu versuchen. In diesem Sinne ist Madiba sehr afrikanisch.
Für Al’Mata, den Karikaturisten, sind einige unserer afrikanischen Leser:innen aus Europa nuancierter: „Einige bedauern, dass wir die Armut Afrikas in unserer Karikatur zeigen, sie bedauern, dass wir in unserem Ansatz nicht politisch Partei ergreifen. Letztendlich sind die Abenteuer von Madiba für uns nicht der richtige Ort, um den Neokolonialismus, Liberalismus oder die Diktatur anzugreifen. Einige Leute dachten, wir würden über Nelson Mandela sprechen, dessen liebevoller Spitzname in Südafrika Madiba war. Aber im Großen und Ganzen sind die Leser:innen positiv gestimmt. Die europäischen Leser:innen, vor allem die französischen und belgischen, die wir sowohl in Europa als auch in Afrika angetroffen haben, sind meist Comic-Liebhaber:innen, die unsere französisch-belgische Abstammung erkennen und uns oft danach fragen, ob es einen afrikanischen Comic-Stil gibt, der sich vom Manga oder französisch-belgischen Comics abhebt. Wir haben es mit Enthusiasten zu tun, die unserem Charakter sehr zugetan sind. Madibas Abenteuer ermöglichen es vielen dieser Leser:innen auch, die Realität Afrikas und dessen wirtschaftliche und politische Misere zu verstehen.“
Ein Wiedersehen ist für Dezember 2021 mit Band 3 geplant.
LE RETOUR AU PAYS D’ALPHONSE MADIBA DIT DAUDET
Christophe Edimo (Szenario) / Al’Mata (Zeichnung, Kolorierung)
Verlag: L’Harmattan BD
AFRIQUE SUBSAHARIENNE
Datum der Publikation: 1. Dezember 2010
Format: 22 x 30 cm • 54 Seiten
ISBN: 978-2-296-12196-6